
PROBENLOKAL
Gewerbestraße (seit 2010)
Der Zufall wollte es, dass sich im Jahr 2008 in der Gewerbestraße ein neuer Standort zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr ergab. Das als Druckerei konzipierte Gebäude mit markanter Dachform und sehr großzügigen Geschoßgrundrissen stand zum Verkauf. Die technische Prüfung für die anspruchsvolle Nutzung als Feuerwehrhaus sowie der akustische Test mit voller Besetzung war
Voraussetzung für ein Konzept zum Umbau. Besonders die neue Führung der Feuerwehr setzte sich bei den ersten Planungen ein, namentlich Kommandant Rupert Kink und Vorstand Matthias Strohmayer. Thomas Strohmayer, damals 1. Vorstand des Musikvereins, erkannte die Gunst
der Stunde und schaltete sich in die Planungen mit ein. Den Kauf des Gebäudes durch die Gemeinde Übersee vorausgesetzt, wurde durch den damaligen Bürgermeister Marc Nitschke ein Fachgremium einberufen und neben der Bereitschaft für Eigenleistung von Feuerwehr und Musikverein
eine Kostenkalkulation erstellt. Durch die Beratung und planerische Hilfe des Architekturbüros Brüderl in Traunreut, vor allem aber durch die Unterstützung von Altbürgermeister bürgermeister Marc Nitschke und die federführende Beteiligung der Gebrüder Strohmayer mit einigen Gemeinderäten, konnte das Projekt in nur zwei Jahren durchgeführt und fertiggestellt werden!
Nach dem Beschluss des Gemeinderates und dem Erwerb durch die Gemeinde leisteten die Musikanten über 2.000 und die Feuerwehrler weit über 5.000 Arbeitsstunden in Eigenleistung, um das bestehende Gebäude für den jeweiligen Zweck umzubauen. So wurde durch den Bautrupp
des Musikvereins, insbesondere Maurerarbeiten, das Schalen und Betonieren einer verkürzten, viertel-gewendelten Treppe, der Einbau einer genialen und funktionalen Möblierung, ein bis heute sehr ansehnlicher Innenraum gestaltet, der für den musikalischen Betrieb eine optimale Nutzung ermöglicht und auch in der akustischen Ausführung mehr als gelungen ist. Der Dank gilt einer großen Zahl von Helfern. Auch mit Sach- und Brotzeitspenden wurden große Unterstützung geleistet. Zu nennen ist vor allem Sebastian Stöger, der nicht nur bei der Erstbesichtigung seine Erfahrung einbrachte, die Maurer Luck Hafner und Peter Weiß mit den flinken Sonderschichten und ganz besonders unsere vier Schreiner für den perfekten Innenausbau, angeführt von Christian Kroner!
In der Zeit vor dem Musikfest 2010 wurde bereits unter der Leitung des Dirigenten und heutigen Ehrendirigenten Christian Dengler im neuen Musikheim geprobt. Offizielle Einweihung war im Jahre 2011, unter dem neuen Dirigenten Thomas Lindlacher. Das Nachrüsten einer Klimaanlage
war unumgänglich, da an heißen Sommertagen das Proben und Unterrichten nicht möglich war.
Die Blaskapelle sowie alle weiteren Orchester, Ausbilder und Musikschüler sind heute froh, diese hervorragenden Probenräume zur Verfügung zu haben, die den Räumlichkeiten einer vollwertigen Musikschule in nichts nachstehen. So verlief die Entwicklung von der ehemaligen Notlösung am Albererweg hin zum heutigen reich ausgestatteten Musikzentrum an der Gewerbestraße parallel
zur wachsenden Bedeutung des Musikvereins.
Albererweg (1975-2010)
Der alte Probenraum im Albererweg existiert heute nicht mehr, hatte aber eine bewegte Geschichte: In der schwierigen Zeit nach 1933 für die damalige Jugend im Stile eines Bungalows ohne Keller gebaut, hatte dieses Gebäude ab 1946 eine vielseitige Verwendung. Nur wenige wissen
noch von der Polizeistation am Albererweg, die von den heutigen Besitzern „Alte Gendarmerie“ genannt wird. Eine Kiesstraße führte hier an den Überseer Bach und endete mit einem großzügigen Wendeplatz am damaligen Gemeindestadel. Südlich davon lag eben dieses Gebäude mit
der Hausnummer 24 und wird im Volksmund noch heute Jugendheim genannt. Zur Anfangszeit wurden in dem ca. 77 m² großen Raum mit Dielenboden Unterricht für den Führerschein und sogar Fahrstunden für Mopeds abgehalten. Der Trachtenverein und später auch der Musikverein fanden hier eine Heimat. Daneben wurden Tanzkurse gegeben und der Rock and Roll Club kam dorthin zum Trainieren. Beim Einzug des Musikvereins im Jahre 1975 fiel vor der grauen Holztüre mit Doppelflügel die mächtige Eingangsstufe aus Ruhpoldinger Marmor auf. Am Eingang links waren Toiletten und eine Dusche eingebaut. Die Küche wurde später zum Getränkeraum, der Nebenraum wurde durch
Anton Edenhoffer und Willi Scharmüller zum Notenarchiv umfunktioniert. Für die Heizung sorgte ein Ölofen. Der Blick vom Eingang nach Süden richtete sich über ein Panoramafenster in den benachbarten Obstanger zum Überseer Bach bis hin zum Huber-Brückerl. An der Decke hing
ein achteckiger hölzerner Lüster mit kirchlichen Symbolen, die Einrichtung mit den Kirchenbänken erinnerte an die provisorische evangelischen Kirche nach Kriegsende. Nach Westen war mit einem Zwischengiebel ein niedriger Anbau zur Vergrößerung der Saalfläche geschaffen worden.
Zur Verbesserung für die musikalische Nutzung wurde eine Akustikdecke und später ein neuer Dielenboden eingebaut. Für den ersten theoretischen Unterricht war an der Westwand
eine grüne Tafel mit Notenlinien angebracht. Probleme mit der Ölheizung führten im Winter oft zu Probenausfällen und so wurde auf Nachtspeicheröfen umgestellt. Erwähnenswert ist tatsächlich das Wandgemälde am Zwischengiebel. Der Bozener Maler Josef Fiene hatte dort eine Szene vom Preisplatteln im Hafen am See festgehalten. Auf der Tanzfläche unweit der alten Blockhütte
am Dampfersteg waren ein Dirndl beim Drehen und ein Trachtenbua beim Platteln zu sehen. Unten das Emblem des Chiemgau-Alpenverbandes, die Feldwieser „Zwifi“, der Spruch „Treu dem guten alten Brauch“ und die Signatur. Josef Fiene, der erst in der Sudetenstraße gewohnt hat, war im Nachbarhaus, der jetzigen „alten Gendarmerie“ eingezogen und fand an diesem Zwischengiebel eine
geeignete Fläche für dieses Bild. Überlegungen zur Rettung dieses Wandgemäldes vor dem Abbruch waren wegen der schlechten Bausubstanz jedoch unmöglich umzusetzen. In den letzten Dekaden des Musikheims war der Musikverein alleiniger Nutzer und es konnte sich über die Woche
ein reger Probenbetrieb einstellen: Neben Gesamt- und Registerproben war dort auch die Probe der kleinen Besetzung und der Unterricht abzuhalten, viele Musikanten übten auch in den Räumen. Neben Vorstandssitzungen und Vereinsbesprechungen wurde auch gefeiert. Geburtstage,
Abitur- und Meisterfeiern sowie legendäre Silvesterpartys sind unvergessen. Es kam sogar dazu, dass mitten in der Nacht durch die breite Doppeltüre ein Renault R4 reingeschoben wurde, um das neue Radio- und Soundsystem auszukosten! Nach über 30-jähriger intensiver Nutzung durch
den Musikverein bröckelte das Gebäude, für gut 50 Musikantinnen und Musikanten war dies nicht mehr zumutbar!









